Magento 2 – Das umfassende Handbuch
Der Einstieg in das Open Source E-Commerce System wird dank dem neuen Fachbuch „Magento 2 – Das umfassende Handbuch“ deutlich einfacher. Ich durfte das Buch nach langer Wartezeit endlich rezensieren. In diesem Artikel erkläre ich für wen das Buch sinnvoll ist und was man darin so alles lernt.
Magento 2 – Das umfassende Handbuch
Der erste Eindruck: mit fast 1000 Seiten ist dieses Hardcover Fachbuch das dickste Buch, dass ich die letzten Jahre in Händen hielt. Man merk rein optisch schon, dass es sich hier um ein recht umfangreiches Thema handeln muss – und genau das trifft auch zu. Magento ist eines jener Systeme die eine extrem hohe Hürde bei der Einarbeitung darstellen. Schon mancher Webentwickler ist daran gescheitert, die Agenturen die sich mit Magento E-Commerce beschäftigen sind wahre Spezialisten auf dem Gebiet. Wie beispielsweise die mStage GmbH, bei der ich als Magento Entwickler arbeite.
Rezension
Magento 2 – Das umfassende Handbuch ist im Rheinwerk Verlag in der bereits 3. Auflage erschienen. Das Buch wurde einige male verschoben, vermutlich weil gerade im September noch die wichtige Version 2.2 von Magento veröffentlicht wurde. Der Autor, Alexander Steireif, ist langjähriger Magento Experte. Seinem Magento 1 Buch verdanke ich eine relativ schnelle Einarbeitung in Magento.
In 25 Kapiteln bekommt der Leser eine umfassende Einführung in Magento 2. Das beginnt bei der Frage warum man Magento 2 anstatt einer Alternative verwenden soll und endet bei weiterführenden Themen. Die Kapitel im Detail, damit man einen Überblick vom Buch bekommt. Die ersten 10 Kapitel beschäftigen sich im Detail mit Magento und wie man den ersten Shop aufsetzt:
- E-Commerce als Bestandteil unseres Alltags
Der Unterschied zwischen B2C und B2B und eine Menge Text zu E-Commerce Systemen im Allgemeinen und Vor- und Nachteile für einen eigenen Shop. - Magento als State-of-the-Art-E-Commerce-Lösung
Ein wichtiges Kapitel in dem es um die Frage geht: warum Magento? Es werden Stärken und Schwächen des Systems erläutert und einen Überblick zur Konkurrenz (andere Open Source Systeme) gegeben. Das Fazit daraus: Magento ist das führende System, aber nicht für jeden Einsatz ideal. - Magento installieren
Alles darüber, wie man Magento offline in einem LAMP System installiert (auf Windows, Mac OSX oder Linux). Es werden alle Methoden zur Installation (Web Oberfläche, Kommandozeile, Composer und Magerun) vorgestellt und zuletzt noch gezeigt wie man eine fertige VM (virtuelle Maschine) benutzt. - Einstieg und Konfiguration von Magento
Ist das umfangreichste Kapitel des Buchs. Man lernt die Basiskonfiguration, wie man Produkte erstellt und alles was man für den Verkauf dieser Produkte wissen muss. - Versandmethoden und Zahlungsarten
Jeder Shop hat mindestens 2 Schnittstellen nach außen. Das ist zum einen die Zahlart – dort wo der Kunde sein Geld hinterlegt und die Versandart – der Versanddienstleister, bei dem der Shopbetreiber die Pakete abgibt. Beides kann komplett frei konfiguriert werden und durch Zusatzmodule erweitert werden. - Steuerregeln und Währungen
Magento kann dynamisch bezüglich Steuer und Währung definiert werden. Währungen sind dann interessant, wenn man in andere Länder verschicken will, Steuern muss man teilweise für jedes Land einzeln definieren (sofern man gesetzlich dazu verpflichtet ist). Nachdem sich das jederzeit ändern kann, kann man das in Magento immer verändern und anpassen. - Aufbau und Verwaltung des Produktsortiments
Damit verbringt ein Shopbetreiber die meiste Zeit und sollte alles dazu wissen. Neben definierte Produktarten wie einfache, konfigurierbare oder virtuelle Produkte kann man diese noch mit beliebig vielen Attribute erweitern. Alles dazu, wie das funktioniert und wie man die Produktanzeige im Frontend verändert. - Bestellung aufgeben und verarbeiten
In diesem Kapitel wird gezeigt, wie Kunden die Bestellung ausführen und wie man diese dann im Magento Backend weiter bearbeitet (Rechnung, Versand erstellen und wenn erforderlich auch noch eine Gutschrift). - Kundenkonto und Kundenverwaltung
Neben Produkten und Bestellungen sind die Kunden die dritte große Säule eines Shopsystems. Die Kundendaten werden gespeichert und können in Magento auch weiter bearbeitet werden. Interessant sind dabei vor allem auch Auswertungen wie Warenkörbe und Wunschlisten. - Marketingmaßnahmen planen und durchführen
Eine der Stärken von Magento sind die zur Verfügung stehenden Marketingmaßnahmen. Es gibt Newsletter, man kann Produktrabatte und Warenkorb Rabatte erstellen (Gutscheincodes oder zum Beispiel 10% Rabatt auf alles) mit Cross- und Up-Selling den Umsatz steigern und mit Suchmaschinenoptimierung mehr Kunden auf die Seite bringen. - Content Management mit Magento
Mit dem CMS System von Magento kann man gesetzlich notwendige statische Seiten zu Impressum, Rückgaberecht, AGBs usw. erstellen. Darüber hinaus sind weitere Seiten die Landingpages oder gar ein Blog möglich. Diese Seiten kann man recht komfortabel im backend erstellen – man lernt alles dazu, wie es geht und wie man diese Seiten auch mehrsprachig anlegt.
Ab dem 12. Kapitel geht es darum den Basisshop zu erweitern und mit externen Systemen zu interagieren.
- Berichte auswerten & Google-Dienste anbinden
Die von Magento gesammelten Daten können über Berichte ausgewertet werden (zum Beispiel: wie war der Umsatz im letzten Monat, wie groß war der durchschnittliche Warenkorb eines Kunden). Es wird daneben noch gezeigt, wie man Google Webmaster Tools integriert und damit den Erfolg des Shop beziehungsweise dessen Sichtbarkeit messen kann. - Magento für den deutschen Markt vorbereiten
Magento ist ein amerikanisches System (wie so vieles andere auch) und muss erst für den Markt im eigenen Land angepasst werden. Neben der Sprache ist da vor allem die Rechtssicherheit wichtig. Es wird dafür alles wissenswerte genannt. - Magento erweitern und an die eigenen Bedürfnisse und Anforderungen anpassen
Die große Stärke von Magento ist, dass man es beliebig anpassen kann. Viele fertige Module ändern bestimmte Aspekte. Das offensichtliche sind Themes – die den Shop einzigartig machen. Daneben gibt es neben den bereits erwähnten Zahlungsarten und Versandarten noch unendlich viele Möglichkeiten den Standard Prozesse in Magento an die eigenen Wünsche anzupassen (beispielsweise Anbindungen an ERP oder CRM Systeme). Wenn es nichts fertiges gibt, dann hilft gerne die Magento Agentur der Wahl – damit verdiene ich aktuell mein Geld. - Mit Magento Business Intelligence umfangreiche Berichte und Analysen erstellen
In diesem Kapitel wird Magento Business Intelligence näher vorgestellt. Damit können Berichte erstellt werden, die auf mehr Daten aufbauen. Neben den Daten aus Magento kann man auch Google, Facebook, usw. einbinden um eine einheitliche Datenquelle für den Bericht zu erhalten. - Datensätze exportieren und importieren
Durch das Import- und Exportmodul kann man Produktdaten beispielsweise als CSV Datei exportieren und geänderte Daten schnell importieren. Der Autor zeigt wie man schnell viele Produkte dadurch verändern kann. - Magento-Multistore-Funktionalität konfigurieren und nutzen
Man lernt alles darüber wie man unterschiedliche Shops (Websites) erstellt und diese dann jede für sich mehrsprachig einrichten kann. Mit einer einzigen Magento Installation können viele unterschiedliche Shops zusammengefasst werden. - Magento aktualisieren und up to date halten
Ein leider viel zu kurzes Kapitel darüber, wie man Magento aktualisiert beziehungsweise Sicherheitsupdates einspielt. Gerade Magento war in den letzten Jahren gerne Opfer von Angriffen. Ein wichtiges Thema für jeden Shopbetreiber. - Magento per Kommandozeile administrieren
Eine der großen Neuerungen gegenüber Magento 1 ist die Kommandozeile. Man sehr viel rein auf Basis derer einstellen. Für Entwickler extrem wichtig, denn ohne ausreichend Kenntnis über die Kommandozeilenfunktionen wird die Arbeit an eigenen Modulen kaum möglich sein. Es wird gezeigt wie man den Shop compiliert, die Datenbank aktualisiert und die Frontend Dateien neu erstellt. - Magento an ERP-, PIM- oder CRM-Systeme anbinden
Es wird kurz auf die Unterschiedlichen Systeme eingegangen. Leider gibt es da nichts handfestes – das Fazit lautet: die Anbindung ist fast immer eine Individualisierung. Das heißt eine Agentur oder ein Entwickler muss sich um die Anbindung mittels Batch Verarbeitung, Webservice oder anderer Schnittstellen kümmern. Dabei ist viel Know How gefragt. - Zusätzliche Absatzkanäle wie Google Shopping, Amazon und eBay nutzen
Gerade kleine Händler sehen eine Chance weltweit zu verkaufen in den etablierten Systemen wie Amazon oder eBay. Es wird gezeigt wie man die in Magento gepflegten Produkte auf diese Plattformen bringt und mit Hilfe eines 3rd Party Moduls auch den kompletten Bestellprozess unter Magento abwickelt. - Magento auf und mit verschiedenen Endgeräten nutzen
Eine Vorstellung von POS Lösungen um den Shop auch als App auf Endgeräte zu bringen. Generell ist Magento 2 vollständig auf mobilen Geräten im Browser nutzbar. Im Gegensatz zu Magento 1 ist nun auch das Backend responsiv. - Magento Enterprise Edition
Wer will, kann sich die kommerzielle Magento Enterprise Edition kaufen. Man erhält Zugang zu Support und viele neue Funktionen wie Retourenmanagement, CMS Hierarchien, Banner usw. Bis auf den Support kann man Funktionen auch mit Modulen in der Open Source Variante nachrüsten. - Magento B2B Edition
Neu ist die B2B Edition die wie die Enterprise Edition kostenpflichtig ist, aber spezielle neue Funktionen für den B2B Shop enthält. Beispielsweise eine Quick Order Funktion oder mehrere Warenkörbe für die Angebotserstellung. - Weiterführende Themen und Troubleshooting
Im letzten Kapitel werden noch einige Punkte erklärt, die bisher in kein anderes Kapitel passten (zum Beispiel Double-Opt-in für Newsletter, Demo-Hinweise für Entwicklungsumgebungen, Canonical-Tags und Url-Rewrites, usw…).
Fazit
Ich war vom Buch etwas enttäuscht. Es vermittelt einen recht fundierten und guten Einstieg in Magento 2 und lässt eigentlich kaum Wünsche offen. Leider erwähnt es aber in keinem einzigen Artikel wie man eigene Module für das Shopsystem erstellt. Der komplette Teil der für Entwickler interessant wäre fehlt. Ob man einem 1000 seitigen Buch das jedoch übel nehmen kann? Eigentlich nicht, denn die Entwicklung eigener Module und alles was dazu gehört würde mindestens noch einmal so ein Buch füllen.
Ich kann das Buch jedem empfehlen, der noch keine Erfahrung mit Magento (insbesondere Magento 2) hat, einen eigenen Shop sein eigen nennt, einen plant oder ein Magento Entwickler werden möchte. Als Programmierer darf man sich aber keine Hilfe in der Einarbeitung zum Schreiben neuer Module erwarten, dafür sind spezialisierte Blogs, Stackoverflow und natürlich die Magento 2 Dokumentation erste Anlaufstellen.
Es hat sich zwar mittlerweile das eine oder andere geändert. Aber tatsächlich ist es immer noch super. Ich empfehle es auch meinen Kunden, die entweder selbst Shopbetreiber sind oder mit Magento 2 bei einem Shop zur Pflege & Co. damit in Berührung kommen.