Fachkräftemangel – wo sind die Entwickler?
Es vergeht kaum ein Quartal in dem nicht von einem Fachkräftemangel berichtet wird und „händeringend“ nach Programmierern und Software Entwicklern gesucht wird. Viele offene Stellen können aus Mangel an Qualifikation oder zu wenig Gehalt besetzt werden. Wo sind die Entwickler?
Fachkräftemangel – wo sind die Entwickler?
Die Branche hat eine Entwicklung verschlafen. So kann man das Problem kurz und prägnant zusammenfassen. Das sich ein technologischer Wandel vollzieht sollte spätestens seit den späten 90er Jahren klar gewesen sein. Spätestens nach dem Einzug des PCs in jeden Haushalt war dies klar, mit der Verbreitung des Internets und der Verbreitung mobiler Geräte in fast jede Hosentasche hat diese Entwicklung fast jeden Menschen der Welt erreicht. Die Zahl an Nutzer hat sich exponentiell entwickelt, die Zahl der Menschen die Software und Hardware entwickeln bestenfalls linear.
Branchenproblem
Aus Sicht der späteren 90er Jahre war diese Entwicklung gut. Programmierer entwickeln Programme die in Firmen eingesetzt werden um Personal einzusparen und Entwicklung zu beschleunigen. Für Standardsoftware kein Problem, diese kann jede Firma einkaufen. Ob ERP, Buchhaltungssoftware oder Webseite – externe Softwarehäuser liefern. Als Firma in der Industrie hatte man keinen Grund sich um Softwareentwicklung Gedanken zu machen. Die Entwicklung steht aber nicht still und seit 10-20 Jahren geht der Trend immer weiter zur Automatisierung und Digitalisierung (Stichwort „Internet of Things“). In diesem Bereich geht es darum Daten die überall in der Entwicklung anfallen sinnvoll zu speichern, analysieren, bewerten und darauf zu reagieren. Diese Daten können intern verwendet werden oder mit externen Partnern getauscht werden. Und genau dafür benötigt man individuelle Lösungen. Das kann nur eine interne Entwicklungsabteilung günstig und effizient leisten. Plötzlich sind Industriebetriebe genötigt eigene Entwicklungsabteilungen aufzubauen und brauchen qualifiziertes Personal. Softwarehäuser sind gleichzeitig weiter stark gefragt, da Standardsoftware nach wie vor benötigt wird und die Entwicklung von Webseiten und Onlineshops nach wie vor boomt. Woher also die neuen Entwickler nehmen?
Ausbildung
In den letzten 10-20 Jahren hat sich die Zahl an Absolventen mit einer Ausbildung zum Programmierer nicht relevant erhöht. Tatsächlich kommen nun vermehrt geburtenschwache Jahrgänge zur Berufsreife, weshalb nicht mit einem starken Anstieg an Software Experten zu rechnen ist. Die gesamte Wissen über IT, Programme und Prozesse hat sich zwar erhöht, nur weil man aber Word verwenden kann heißt das nicht, dass man Software Experte ist.
Ein großes Problem in der Ausbildung ist die rasante Entwicklung der Technologie. Heute wird kaum noch C++ gelehrt. Ein C++ Entwickler ist überall dort sehr gefragt wo es um Performance geht, beispielsweise in der Simulation. Für Firmen oft sehr interessant, doch keine Jungen Entwickler mit passenden Fähigkeiten. Das führt zu Extremen, beispielsweise arbeiten viele früheren Cobol Entwickler die nun in der Pension sind trotzdem an diversen Projekten mit. Banken haben vielfach immer noch Software am Laufen die kaum jemand mehr warten kann.
Fachkräftemangel
All das führte in den letzten Jahren zu einem immer stärkeren Mangel an Fachkräften in der IT. Obwohl dieser mittlerweile für Firmen existenzbedrohend ist, ist aktuell aber kein Trend zur Umkehr zu erkennen. Im Gegenteil: der Bedarf an Entwicklern wird im Zuge der Digitalisierung weiter stark wachsen. Die Möglichkeiten von IoT sind noch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft. Die Hoffnung liegt aktuell in der künstlichen Intelligenz. Ob dort jedoch so schnell der Durchbruch gelingt bleibt fraglich.
Ausweg
Die letzten Berichte zum Fachkräftemangel zeigen folgendes Bild:
- viele unqualifizierte Bewerber
da viele offene Stellen für Programmierer existieren ist ein Arbeitssuchender schnell dazu verleitet sich als solcher zu bewerben. Leider reicht da wissen über ein Hallo Welt Programm nicht aus. Firmen stellen fest, dass viele Bewerber nicht qualifiziert sind. - Bewerber verlangen zu viel Geld
die Bewerber die qualifiziert sind können wiederum fast jede Summe verlangen. Schließlich gibt es genug andere Firmen die ebenfalls suchen. Viele Firmen wollen (oder können?) diese Forderungen nicht zahlen.
ein möglicher Ausweg wäre eine interne Ausbildung. Doch auch diese ist mit hohen Kosten verbunden und dauert Jahre. Outsourcing ist ebenfalls eine oft genannte Möglichkeit, ist aber auch sehr riskant. Wer qualitativ und langfristig plant setzt auf eigene Entwickler.
Fazit
Software Entwickler sind gefragt wie nie zuvor. Die Ausbildung als Programmierer lohnt sich in jedem Fall. Als Firma hätte man schon vor vielen Jahren mit dem Aufbau eines eigenen Entwicklerteams beginnen sollen. Für alle die diese Entwicklung verschlafen haben ist es nun schwer aufzuholen. Der Trend wird sich in den nächsten Jahren noch weiter fortsetzen. Es ist nicht abzusehen, dass die Digitalisierung aufzuhalten ist. In dem Maße wie Software immer günstiger wird werden Daten immer teurer. Hat man als Firma keine eigenen Daten steht man bald stark unter Druck. Daten sind in der heutigen Welt wertvoller als Gold, aber nur wenn man diese auch laufend sammelt, verarbeitet und damit weiter gearbeitet werden kann.
Was denkst du darüber? Welche Erfahrungen hast du gemacht?
Das ist ganz einfach, die Hochschulen erwarten Dinge die der Entwickler (der immer ein Freigeist ist) nie mit tragen wird, er wird nie einsehen Dinge zu lernen die andere ihm vorgeben. So kommt es das die besten Informatiker die es je gab, niemals ein Studium absolvierten. Sie sitzen viele tausende Stunden Jahrzehnte lang in den Nächten vor den Rechnern, sie sind keine sozialen Empiristen die nach der Arbeit die liebe Familie und den Sport frönen. Sie sind in sich gekehrt um hervorzubringen was nicht offenbar ist. Doch eingestellt wird hier zu lande nur ein Idealbild, und das gibt es halt nicht. Der Irrsinn von fehlenden Fachkräften wird von denen entwickelt ,die von Entwicklung kaum eine Ahnung haben können.