Hat Microsoft mit seiner Crossplay-Funktion eine neue Ära eingeleitet?
Die Spieleindustrie hat einen interessanten Weg hinter sich gebracht. Es begann mit simplen Spielkonsolen und den ersten Computern. Auch wenn die Grafik anfänglich noch sehr einfach aufgebaut war, konnten Videospiele Menschen von Anfang an begeistern. Über die Jahre hinweg hat sich der Markt daher massiv entwickeln können. Nicht nur das Angebot nahm stetig zu, auch die Technologien wurden immer ausgefeilter. Mehr Vielfalt hat den Wettbewerb erhöht. Im Bereich der Konsolen konkurriert aktuell Sony’s PlayStation 4 mit der Nintendo Switch und der Xbox One von Microsoft um die Dominanz auf dem Markt. Aus dem Grund sucht jedes Unternehmen nach einem Vorteil, einer taktischen Finte um die Oberhand zu gewinnen. Aus dem Grunde hatte Microsoft einen besonderen Schachzug vollzogen.
Microsoft’s Clou
Sowohl Konsolen als auch Computer haben ihre Vor- und Nachteile. Daher wird es auch immer Anhänger auf beiden Seiten geben. Microsoft hatte einen Schachzug unternommen, um diese Tatsache für sich auszunutzen. Der Konzern kündigte schon 2016 ein Programm an, welches eine universelle Kompatibilität zwischen seiner Konsole und den Computern schaffen sollte. Mit Xbox Play Anywhere ist diese Idee Realität geworden. Hierbei handelt es sich um Spiele, die für beide Plattformen entwickelt wurden. Wer auf der Universal Windows Plattform (UWP) ein Spiel kauft, erhält eine Gratiskopie für die jeweils andere hinzu. So kann man fließend zwischen beiden Plattformen wechseln und dabei auf seine Errungenschaften (Achievements), gespeicherte Spiele und Addons zurückgreifen. Somit haben Spieler einen einfachen Zugang, ohne sich für die eine oder andere Plattform entscheiden zu müssen. Das gleiche gilt für Spiele, da viele Titel immer exklusiv gewesen sind. Dadurch hat sich auch die Möglichkeit für Spieler ergeben, über die Plattformen hinweg miteinander spielen zu können. Ein Nachteil ist sicherlich die Tatsache, dass Hackern der der Zugang zu Xbox-Spielen ermöglicht wird. Genau dies geschah bei Microsoft’s Titel „Sea of Thieves“. Ein weiterer Nachteil trifft eher die Konsolennutzer. So sind die Gamepads bei weitem nicht so akkurat wie Maus und Tastatur, weshalb diese in den meisten Spiele-Genres einen Nachteil haben.
Die Schwierigkeit, Kompatibilität zu schaffen
Mit der Einführung von Windows 10 kam UWP erstmalig als Programmierschnittstelle (API) zum Einsatz. Ziel war es, universelle Apps entwickeln zu können, die auf Windows 10 Mobile, der Xbox und HoloLens laufen. Alleine aus technischer Sicht ist Microsoft durch dieses Feature ein Meisterwerk gelungen. Schließlich sind eine Menge unterschiedlicher Programmiersprachen mit involviert. Durch UWP können Anwendungen auf Basis von C#, Visual Basic .NET, Visual C++ und JavaScript entwickelt werden. Die API selber läuft mit C++. Die UWP ist eine Weiterentwicklung von Windows Runtime bei Windows 8 gewesen und lässt sich auch nur auf dem neusten Windows 10 anwenden. Obwohl Windows für sein eigenes mobiles Betriebssystem Kompatibilität schaffen konnte, ist es wesentlich schwieriger, diese für Android- und iOS-Systeme zu schaffen. Microsoft versuchte mit Windows Bridge Kompatibilität mit Android Apps zu schaffen, die in Java oder C++ programmiert wurden. Doch dabei gibt es Limitierungen, denn manche benötigten Kern-API sind nicht verfügbar und manche Apps sind zu stark in die Hintergrundabläufe ihrer Betriebssysteme integriert. Auch für iOS wurde Bridge verwendet – mithilfe eines Toolskits konnten Apps, die in Objective-C programmiert wurden, zu Windows 10 Mobile portiert werden. Viele Spieleentwickler umgehen diese Probleme, indem sie Sofortzugänge auf Browsern ermöglichen. Dadurch sind keine Downloads notwendig und auch Emulatoren werden nicht mehr benötigt. Aus dem Grund machen sich viele Entwickler die Mühe, browserbasierte Spiele zu entwickeln – oftmals parallel zu einer Smartphone-App oder einem PC-Download.
Computer vs Konsolen?
Trotz mobiler und browsergestützter Spiele beläuft sich die Debatte meist darauf, ob Computer oder Konsolen die bessere Spieleplattform wären. Die Gemüter gehen hier weit auseinander, da es erklärte Fans auf beiden Seiten gibt. Da viele dieser Debatten sehr emotional geführt werden, ist eine nüchterne Betrachtung notwendig. Der größte Vorteil des Computers besteht in seiner Flexibilität. Man ist in der Lage nicht nur Videospiele zu spielen, sondern auch Grafik- und Textprogramme und vieles mehr zu nutzen. Ein weiterer Punkt ist die Leistungsfähigkeit. Solange Motherboard und Gehäuse es zulassen, kann man einen Computer beliebig erweitern und upgraden – etwas was bei Konsolen nicht der Fall ist. Dafür ist der Kostenaufwand auch um einiges höher, weshalb es sich manchmal lohnen kann, auf gebrauchte Hardware zurückzugreifen. Im reinen Leistungsvergleich allerdings gewinnen die Computer. Das wird am Beispiel der Xbox One X deutlich, welche als stärkste Spielkonsole der Welt gilt. Diese ist mit einem achtkernigen x86-Prozessor von AMD ausgerüstet und ist auf 2,3 GHz getaktet. In dem Fall reicht schon ein Intel Core i5 8400 aus um die Konsolen-CPU schlagen zu können. Bei der Grafikkarte ist es schon schwieriger, da die Xbox mit einer AMD-Grafikkarte ausgerüstet ist, die 6 Teraflops an FP32-Leistung mitbringt. Obwohl diese Power mit der CPU auch geteilt wird, müsste man bei einem Computer schon die Nvidia GeForce GTX 1070 Ti auffahren, um die Konsolengrafikkarte sicher schlagen zu können. Das ist allerdings auch wieder mit einem hohen Kostenfaktor verbunden.
Fazit
Microsoft setzt große Bemühungen ein um seine Sparten miteinander zu kombinieren. Das Desktopsystem wächst so mit der Spielkonsole weiter zusammen. Ein einheitliches System verringert Kosten in der Entwicklung und bindet Kunden noch stärker an die eigene Marke. Spannend wird die nächste oder übernächste Generation von Konsole und PC – Stichwort Streaming. Aber dank Azure hat Microsoft gegenüber der Konkurrenz bereits einen massiven Vorteil. Interessant wird sein, wie Kunden auf die Veränderungen reagieren werden.
Was denkt ihr darüber?